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Subject: " Das Pavillon-Projekt auf der documenta X "
From: pavillon <angel2@zedat.fu-berlin.de>
Date: Sat, 16 Aug 1997 10:17:44 METDST


* * * * *

Das Pavillon-Projekt auf der documenta X

Der Kunstbegriff des Pavillon-Projektes

Es gibt keine Gesellschaft ohne Kunst. Kunst ist prozessual an die
Gesellschaft gebunden denn ihre inneren Entwicklungsgesetze sind von
der sie hervorbringenden sozialen Gemeinschaft nicht
zu trennen. Waehrend der Arbeitszeit im Hybrid WorkSpace sollten
soziale Prozesse in Gang gesetzt werden. Soziale Prozesse zwischen
KuenstlerInnen und BesucherInnen, zwischen
KuenstlerInnen und KuenstlerInnen zwischen BesucherInnen und
BesucherInnen. Unser Beitrag auf der documenta X sollte das
Pavillon-Konzept auf einen anderen Raum uebertragen. D.h.
die Transparenz und Offenheit des Pavillons sollte als formale und
inhaltliche Idee auf den documenta-Arbeitsraum transformiert werden.
Die Idee wurde umgesetzt, indem eine Interview-Situation geschaffen
wurde. Der Kuenstler wurde - wie (s)ein Kunstwerk - zur Befragung und
Auseinandersetzung freigegeben. Die mediale
Interviewoeffentlichkeit wurde aufgeloest - der Besucher interviewte
direkt die KuenstlerInnen. Persoenliche Praesenz eroeffnete den Raum.
Wir wollten Informationen und
Diskussionsmoeglichkeiten fuer den Ausstellungsbesucher zur Verfuegung
stellen, die in einem musealen Kunstbetrieb wie der documenta X nicht
zu erhalten sind. Das Gespraech,
Praesentationen, das Nebeneinander eigener und anderer Gedanken
sollten zur Arbeit beitragen, eine gedankliche und sinnliche
Annaeherung an das KUNSTWERK ermoeglichen. Innerhalb
des Hybrid WorkSpaces wurden Nischen geschaffen, in denen gearbeitet
wurde.
Wer nicht denken will fliegt (sich selbst) raus...(J. Beuys): Ebenso
wie der Besucher war auch die zwoelfkoepfige Pavillongruppe sozialen
Prozessen unterworfen. Die oben erlaeuterte
Transformation von Pavillon-Berlin in Pavillon Hybrid WorkSpace Kassel
klappte nicht reibungslos. Geringe Vorbereitungszeit, mangelnde
Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft
innerhalb der Gruppe und Probleme bei der Identifikation mit dem
Kunstbegriff des Pavillon fuehrten zu einem Splitting der Gruppe
bereits am zweiten Tag. Aus dem Desinteresse der einen
Haelfte an laufenden Projekten und aus ihrer Unfaehigkeit zur
Integration heraus, fanden Kommunikation, Interaktion (auch
untereinander) nicht statt. Kunstvermittlung wurde nicht praktiziert.
Trotz dieser enttaeuschenden Erfahrung blieb einer aktiven Gruppe
(introgroup) die Moeglichkeit der Erfahrung, sich mit dem Publikum
auseinanderzusetzen, das hohes Interesse an dem
Projekt "Interview" zeigte. In einem voellig immateriell geplanten,
quasi leerem Raum wurde Materialitaet geschaffen, mit Fotos, Filmen,
Dialogen. Der Hybrid WorkSpace wurde zu einem
Knotenpunkt, zu einer globalen Kommunikation im real oeffentlichen
Raum Švor Ort, der im medial-oeffentlichen Raum fortgesetzt und
virtuell erweitert wird.

http://berlin.icf.de/~PAVILLON

/Holle Rauser