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Subject: " Pavillon Introgroup / Zone 3 / Wo findet die Kunst statt? "
From: pavillon <angel2@zedat.fu-berlin.de>
Date: Thu, 11 Sep 1997 18:16:24 METDST


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INTROGROUP
http://berlin.icf.de/~PAVILLON





Wo findet die Kunst statt?

Mit der Frage "Wo findet die Kunst statt?" machte ich auf die documenta X mich
selbst zum stillen Beobachter und lauschte die akustischen Reaktionen der
Besucher und fotografierte ihre visuellen Reaktionen auf die Kunst. Im Hybrid
Workspace projizierte ich Fragmente der Fotos als Dias an die Wand, waehrend ich
auf dem roten Sofa gespraeche mit Gaesten in meiner Zone fuehrte. Als naechste
Schritt schaltete ich mich mit meiner Frage zwischen den Besucher und das nicht
vorhandene Kunstwerk. Ihre spontane, persoenliche Antwort dazu, welche
Sinne/Kanaele die Kunstrezeption ingangsetzt oder nicht ingangsetzt, habe ich
aufgenommen, reduziert, repetiert, transformiert und praesentiert. Dieser
Beitrag ist unter WorkSpace Radio zu hoeren.

Der letzte Dialog im Hybrid Workspache fuehrten Hannes Richtberg Nohl und ich
mit Hilfe von Bleistift und Papier. Wir beide bildeten zusammen mit einem Tisch,
Stuehlen, Bleistiften und Papier eine Kommunikationsskulptur, die das
"Chatting" im Internet simulierte. Wie im Internet kommunizierten Besucher und
Kuenstler schriftlich nach dem A -B- A -B- A -B Modus. Allerdings nicht per
Tastatur sondern mit Papier und Bleistift. Erst durch die aktive Teilnahme der
Besucher hat die Kommunikationsskulptur ihre Existenz, Form und Inhalt
bekommen.Kuenstler und Besucher waren beide in diesem Fall abhaengig von der
Anwesenheit und Teilnahme der Anderen, so verwischte die Grenze zwischen
Kuenstler und Besucher. Zusatzinformationen aus anderen Kanaelen, etwa der
Blickkontakt oder das Schriftbild der individuellen Handschrift, blieben hierbei
- im Gegensatz zum Internet - bestehen. So entstand eine Mischung aus
Internet-Chat und persoenlichem Dialog in einer Situation, die sowohl
oeffentlich als auch intim war. Nach Beendigung der Kommunikationsskulptur vor
Ort auf der documenta X transponieren wir das Konzept nun zurueck ins Internet
und fuehren den Dialog mit interessierten Zone 3 - Besuchern fort. Durch die
Rueckuebertragung ins Internet verliert die Internetskulptur den direkten
zwischenmenschlichen Aspekt und buesst so die Zusatzinformationen aus anderen
Kanaelen ein. Auch hier besteht die Mischung aus Oeffentlichkeit und Intimitaet,
aber die Verhaeltnisse und der jeweilige Charakter von Oeffentlichkeit und
Intimitaet sind anders, der Dialog zur Frage "Wo findet die Kunst statt?" kann
jedoch auch unter diesen Bedingungen fortgefuehrt werden. Wir laden Sie ein, mit
uns in diesen
Dialog zu treten.

Kristin Wergeland Krog




Der A - B - A - B - A - B Modus:



HALLO,

Hallo, es ist toll hier, aber was soll das alles?

A:
"Sollen" ist der falsche Ansatz - in dem Moment, wo sie hier sind, hat sich
schon ein Teil des Sinns erfuellt. Sie sind jetzt
Teil der Kunst!

B:
Kunst ist im WERK Licht setzen der Wahrheit. Wo ist die Wahrheit? Wo das Licht?

A:
Das Licht ist in uns allen, die Wahrheit leider nicht. Daher gibt es die
Aposchtugarische Disseption des Selbst im Sein des Wohin und das
Licht wird zur Wahrheit!

B:
Leider verstehe ich Heideggers Sprache nicht!


A:
IHR KOMMUNIKATIONSPARTNER HAT NOCH KEIN FEEDBACK VON IHNEN BEKOMMEN.
NON-VERBALE, OPTISCHE, ETC. KANAELE KANN ER NICHT DECODIEREN. SO IST DAS IM
INTERNET.SCHRIFTLICH ODER GAR NICHT.

B:
Ist was ueber Internet laeuft oft - selten - oder ueberhaupt mitteilenswert?

A:
DAS INTERNET IST EIN MAKROKOSMOS AUS IDEEN, BILDERN UND INFORMATIONEN. SIE
LASSENSICH JEDOCH NUR PASSIV ABRUFEN UND ANSCHAUEN. DANN GIBT ES NOCH DIE
MOEGLICHKEIT DER KOMMUNIKATION MIT ANDEREN WIE PER TELEFON - NUR SCHRIFTLICH.
ICH FINDE, ES IST ZUGLEICH EINE BEREICHERUNG UND EINE VERARMUNG. DAS SOLL DIESES
HAPPENING AUSDRUECKEN.

B:
Reduziert sich Sein auf die Inwaendigkeiten, wenn sich alles am Apparat
abspielt.?

A:
ES IST EINE CHANCE, DIE SICH ZUSEHENDS ZUR SIMULATION DER REALITAET PERVERTIERT.


B:
Ist war koennte sein Internet eine Gegenwelt der herkoemmlichen
ueberflussgesellschaft ---oder eine Ergaenzung?

A:
ES IST ANGELEGT ALS ERGAENZUNG, IST AUF DEM WEGE DIE GESELLSCHAFT ZU UNTERLAUFEN
UND DURCH DIE KOMMUNIKATIVE VERNETZUNG IHRER IDENTITAET ZU BERAUBEN. INTERNET
IST GLOBAL UND NIVELLIERT ALLES SUBTILE UND INDIVIDUELLE.

B:
Kann ich dies Blatt behalten?

A:
LEIDER NICHT, ES IST TEIL DES KUNST PROZESSES UND HAT IM GEGENSATZ ZUR

A:
FLUECHTIGEN COMPUTER-KOMMUNIKATION DAUERHAFTEN CHARAKTER.

B:
Ein uebervoller Speicher...... ueberangebot an Information........ der Tag hat
acht Stunden, dann kommt schon die Nacht.

A:
WAS AN UEBERFUELLE DA IST, FAELLT DURCH DAS NETZ DER SELEKTIVEN WAHRNEHMUNG. DIE
INTERNET NUTZER SIND 24 STD. LANG AKTIV.

A:
IST UNSER GESPRAECH ZU ENDE?

B:
Ja

A:
VIELEN DANK + NOCH EINEN SCHOENEN TAG!