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Subject: [BERLIN] SALON: On Memory
From: salon <stveegfg@w229zrz.zrz.tu-berlin.de>
Date: Thu, 26 Jun 1997 21:19:06 METDST


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[BERLIN] SALON: On Memory

-Ort und Erinnerung -

Erinnerung und Geschichte sind zentrale Begriffe auf der Suche nach der Identität von Orten und Räumen. Sich ihrer zu bemächtigen, ihre Geschichte zu entdecken, oder sie zu entfernen und eine neue zu inskribieren, ist daher nicht nur ein Spiel von Investoren, um Orte mit klangvollen Namen und einem konstruierten Mythos zu beleben. Teilweise entwickelt es sich zur Frage nationalen Bewußtseins, wenn Orte mit dem entsprechenden Symbolismus belegt werden.

Individuelle Erfahrung wird damit meistens nicht verbunden. Im Gegenteil: die Erfahrung von Räumen divergiert von der als "kollektiver Erinnerung" beschriebenen Geschichte, die sich in Form von Büchern, Dokumenten und Stadtplänen manifestiert.

Im Gegensatz zur "Geschichtsschreibung" sind persönliche Erinnerungen ein wesentlicher Schlüssel zur Erfahrung von Stadträumen. Welche Erlebnisse und Geschichten verbinden sich mit einzelnen Räumen? Welche Räume bleiben in Erinnerung, welche werden vergessen? Welche Räume lassen sich mit eigenen Erinnerungen belegen? Welche Räume geben Geschichten vor, sind festgeschrieben ...?

In diesem Sinne will der Salon das Thema "Erinnerung" aufgreifen und seine Bedeutung für unsere Stadterfahrung diskutieren. Es wird sich die Frage stellen, welche formale Entwicklung die Stadt anstreben kann, um ihre Erinnerung - und damit ihre Identität - zu bewahren, ohne sich dabei Veränderungen, als Bestandteil dieser Identität, zu verschließen.

Referenten: am Donnerstag, den 26.06.

Maria Marchetta, studierte Philosophie und Theologie, Bauzeichnerin,
Mitveranstalterin des Regenbogen Kinos Berlin.

Zur Zeit an der Dissertation mit dem Titel: Möglichkeiten und Grenzen von Erinnerungspolitik am Beispiel der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Erhärtung eines anamnEthischen Konzeptes an einem authentischen Ort des Terrors oder vom Handeln aus der Kraft der Erinnerung.

Wolfgang Ernst, Historiker, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Theorie und Archäologie der Medien an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Aktueller Forschungsschwerpunkt: Mediale Dispositive von Gedächtnis und Archiv; non-diskursive Orte der Erinnerung.

Arnold Dreyblatt, Künstler, Berlin und New York: Arbeiten u.a.: Memory Arena http://www.uni-lueneburg.de/memory/


am Freitag, den 27.06

Jürgen Hohmuth, Fotograf, Mitbegründer der ZeitOrt Bilddokumentation (mit Peter Oehlmann und Peter Thieme), "dokumentiert" Stadtbilder und
Stadtgeschichten. Arbeiten zu Körpertheater, Stadtleben, Architektur und Alltag im Faschismus. Zusammenarbeit mit Soziologen und Stadtplanern. Seit 1994 verschiedene Ton-Bild-Schau-Projekte. Ausstellungen und Veröffentlichungen in Deutschland und Paris.

Simone Barck, Literaturwissenschaftlerin und Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Veröffentlichungen zur Exil- und NS- Literatur, zur sozialistischen deutschen Literatur sowie zur DDR- Literatur: Lexikon der sozialistischen Literatur, Autorin und Herausgeberin mit Silvia Schleustedt, Stuttgart 1994 und Zensursystem und literarische Öffentlichkeit in der DDR bis Ende der 60er Jahre, mit Siegfried Lokatis und Martina Langermann, Berlin 1997. Autorin des Films: Die Große Hamburger Straße, Zwischen Toleranz und Terror, 1996.

Reader: Ausgewählte Texte zum Thema Erinnerung und Ort, zur Einsicht und zum Lesen vor Ort (es wird einen großen Lesetisch geben).

Video: Die Große Hamburger Straße, Zwischen Toleranz und Terror, 1996, von Simone Barck, am Freitag den 27. 06. Zeit: 16:00 - 19:00 Uhr

Personenzahl: zwischen 60 und 100