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Subject: Globalisierung und Designerhunde - Ein Gespraech mit Saskia
From: pit@contrib.DE (Pit Schultz)
Date: 28 Jul 1997 12:10:36 +0200


* * * * *

Globalisierung und Designerhunde

Ein Gespraech mit Saskia Sassen ueber alles, was neu ist in der
Stadt: neue Konzernzentralen, neue Dienstleistungsunternehmen, neue Armut.

Es gibt eine ganze Reihe von Analysen, die das Ende der Stadt
proklamieren. Das reicht von Marshall McLuhans populaerem Begriff
des "global village" aus den 60er Jahren ueber Baudrillards
dystopische Visionen, dass die weite Flaeche des Raumes angesichts
von Flugzeugen und Telekommunikationen sinnlos geworden ist, bis hin
zur These vom informationellen Kapitalismus, der keine Standorte
mehr braucht, weil ueberall gearbeitet und produziert werden kann.

Die Vorstellung, dass mit der Globalisierung und der damit
zusammenhaengenden Dezentralisierung von oekonomischen Aktivitaeten
und telekommunikativen Dienstleistungen Staedte ihre Rolle als
strategische wirtschaftliche Standorte verlieren, ist zu einem neuen
Gemeinplatz geworden. Ich denke, diese These, in der Staedte nur
noch fuer Theater- und Restaurantbesuche stehen, ist natuerlich nur
die halbe Wahrheit. Unter den Tisch faellt, dass die Oekonomie im
Moment nicht nur von Dezentralisierung und einem neuen Schub der
Internationalisierung der Produktion gepraegt ist, sondern
gleichzeitig von systemischer Integration und Konzentration. Ja
gerade aufgrund der Vervielfachung der multinationalen Operationen
der Konzerne gibt es auch einen gesteigerten Bedarf an zentraler
Steuerung. Ich denke vor allem an Top-Management-Funktionen, Planung
und professionelle unternehmensorientierte Dienstleistungen. Staedte
sind strategische Orte fuer diese Koordination einer globalisierten
Wirtschaft.

Sie haben in einigen ihrer Texte die Gleichzeitigkeit des
Ungleichzeitigen beschrieben, also die Gleichzeitigkeit von
geographischer Streuung oekonomischer Prozesse und raeumlicher
Integration dieser Aktivitaeten in urbanen Headquarters, die fuer
Koordination und Kontrolle zustaendig sind. Vielleicht koennen Sie
ein paar Beispiele nennen, um den Prozess oekonomischer
Globalisierung und die Gleichzeitigkeit von Dezentralisierung und
Zentralisierung zu erlaeutern.

Ich moechte zwei oder drei Aspekte nennen. Einer ist die Ausdehnung
der Konzerne. Deutsche Firmen haben zum Beispiel 19 000 Filialen und
Tochterunternehmen in der ganzen Welt. Das heisst, die Firmen stehen
vor der enormen Aufgabe, diese Filialen zu managen und zu
kontrollieren. Die Nachfrage nach juristischen Dienstleistungen
steigt immer weiter an, weil die verschiedenen Laender
unterschiedliche Buchfuehrungssysteme, unterschiedliche
Steuersysteme, unterschiedliche Finanzsysteme kennen. Dieser ganze
Komplex ist so hoch spezialisiert, dass es sich fuer die Unternehmen
nicht mehr rechnet, Spezialisten, sagen wir, fuer franzoesisches,
indonesisches oder US-amerikanisches Recht fest anzustellen. Sie
kaufen diese Dienstleistungen. Diese professionellen
Dienstleistungen und Managementaufgaben werden in Staedten
ausgefuehrt. Der zweite Aspekt, der die Situation auf den Punkt
bringt, ist die Bedeutung des internen Handels innerhalb von
Unternehmensnetzwerken. Der internationale Handel in den Vereinigten
Staaten spielt sich zum Beispiel zu 80 Prozent innerhalb von Firmen
ab. Er ueberschreitet Grenzen, er ist international, aber er laeuft
innerhalb von einzelnen Unternehmen ab. Das Weltwirtschaftssystem
ist also in keiner Weise dieser grosse, offene Markt, von dem immer
gesprochen wird, auf dem Millionen von Anbietern und Nachfragern
operieren, sondern man kann davon ausgehen, dass 50 Prozent aller
internationalen Geschaeftsbeziehungen in Wirklichkeit interne
Transaktionen innerhalb von Unternehmen sind. Ein dritter Aspekt ist
die Finanzindustrie. Sie ist die am staerksten digitalisierte
Sphaere der Weltwirtschaft.

Ironischerweise treffen wir genau hier, wo die Globalisierung und
weltweite Dezentralisierung am weitesten fortgeschritten ist, wo die
internationalen Transaktionen am staerksten ansteigen, auch auf die
hoechste Konzentration von Managementfunktionen. Staedte wie
Frankfurt oder Zuerich haben in den letzten 15 Jahren bewiesen, wie
diese Konzentration von Finanzunternehmen an bestimmten
strategischen Orten in massivster raeumlicher Dichte um sich greift.
Der Einsatz von Computer- und Informationstechnologien erfordert
Expertenwissen und spezialisierte Dienstleistungen.

Kurz gesagt, der Finanzsektor belegt in dramatischer Art und Weise,
dass globale dezentrale oekonomische Transaktionen auf der anderern
Seite eine hohe raeumliche Konzentration des Managements, der
Kontrolle und der Koordination verursachen.

Seit den 70er Jahren erleben wir eine enorme Verschiebung in der
OEkonomie, die sich allmaehlich von der industriellen
Massenproduktion weg- und auf die Finanz- und Dienstleistungsmaerkte
zu bewegt. Warum gibt es diese Veraenderung?

Nach dem zweiten Weltkrieg waren die nationalen OEkonomien in den
Staaten, in Europa und Japan auf den Bau von Haeusern, Strassen,
Schulen, Einkaufszentren, auf die Produktion von Autos,
Inneneinrichtungen, Maschinen usw. ausgerichtet. Das
Wirtschaftswachstum bezog sich auf einen wachsenden Konsum einer
immer groesser werdenden Mittelschicht. Das hiess, die
Gewerkschaften wurden stark, die KonsumentInnen wurden stark. In den
70er Jahren begann sich diese Situation zu aendern. In den meisten
Laendern wurde die Phase des nationalen Wirtschaftswachstums, des
Wiederaufbaus abgeschlossen. Man ging auf die Suche nach neuen
Maerkten, und ein neuer Schub internationalen Wettbewerbs begann. So
billig wie moeglich zu produzieren, wurde immer entscheidender.
Solange die Wirtschaft hauptsaechlich von der nationalen Konsumtion
abhing, war das in diesem Ausmass nicht der Fall. Man ging davon
aus, dass mit den Loehnen die Konsumtion stieg, mit der Konsumtion
der Profit, mit dem Profit die Investitionen usw. Heute wissen wir,
dass das ein Teufelskreis ist, der sich nicht endlos fortsetzen
laesst. Als in den USA der nationale Wiederaufbau und auch eine
ganze Phase der Suburbanisierung abgeschlossen waren, zu einem
Zeitpunkt also, an dem die Produktionskapazitaeten enorm hoch waren,
begann die Suche nach neuen Maerkten und die Abkehr von der
Binnenkonsumtion. Gleichzeitig entstand in Mexiko und Asien eine
immer groessere Billigproduktion. Die Gewerkschaften kamen unter
Druck. Die Unternehmen suchten neue Wege, um Profit zu machen. Dann
gab es ein besonderes historisches Ereignis, das die oekonomische
Transformation stark beschleunigte: die Oelkrise. Es geht mir nicht
so sehr darum, inwieweit die Oelkrise den Konsum der Mittelschichten
in den industrialisierten Laendern einschraenkte. Mir geht es vor
allem um das Recycling der Petro-Dollars, das schliesslich in eine
grosse Bankenkrise Anfang der 80er Jahre muendete. Ich moechte auf
folgendes hinaus: Waehrend der Krise der Banken Anfang der 80er
Jahre etablierten sich Nicht-Banken als neue finanzielle Agenten auf
dem Markt. Ploetzlich war fuer sie ein Spielraum geoeffnet worden,
der bisher von den kommerziellen Bankinstituten besetzt war. Diese
neuen Finanzfirmen brachten eine enorme Innovation und
beschleunigten die Deregulierung der Geldmaerkte. Es war wie ein Sog
Mitte der 80er Jahre. Vor allem die Geschaefte an der Wallstreet und
in London, die neuen Super-Profite, die an den Finanzmaerkten
erzielt wurden, fuehrten dazu - ich uebertreibe jetzt ein bisschen -
, dass alle beim grossen Geld-Spiel mitmachen wollten und auf
Deregulierung setzten.

Es gibt in der oekonomischen Debatte unterschiedlichste
Einschaetzungen der jetzigen Situation. Einige marxistische
Theoretiker wie Robert Kurz gehen davon aus, dass die Explosion des
nicht-produktiven Wirtschaftssektors, also des Dienstleistungs- und
Finanzsektors, zum Zusammenbruch fuehren muesse. Andere sagen -
Stichwort Casino-Kapitalismus - dass das Finanzkapital inzwischen
vollkommen selbstreferentiell geworden sei und sich nicht mehr auf
die Produktion beziehe. Begriffe wie Casino-Kapitalismus laufen
allerdings Gefahr, die Vorstellung von einem "anstaendigen"
produktiven Kapitalismus zu bedienen, der sich von "flatterhaften"
Geldgeschaeften an Aktien- und Devisenmaerkten unterscheide.

Ich moechte betonen, dass die industrielle Produktion noch immer von
Bedeutung ist. Ich gehe davon aus, dass die industrielle Produktion
ein Mechanismus ist, um grosse Geldsummen zu konzentrieren. Ein
Produktionszyklus kann bis zu neun Monaten dauern. Grosse
Industriekonzerne wie Volkswagen, General Motors oder US Steel haben
aus diesem Grund begonnen, ins Finanzgeschaeft einzusteigen, um
waehrend eines monatedauernden Produktionszyklusses mit den in der
Firma vorhandenen Summen die Geldmaerkte zu bedienen. Wir wissen,
dass VW heute ueber die Haelfte seines Gewinns aus dem
Finanzgeschaeft zieht. Man koennte natuerlich fragen, warum VW sich
damit abplagt, Autos zu produzieren, wenn sie auf den Finanzmaerkten
solche Profite erzielen? Nun, die Autoproduktion ist ein
Mechanismus, um in einem Zeitraum von neun Monaten grosse Geldsummen
zu konzentrieren, die dann taeglich in deinen Finanzunternehmen
benutzt, angelegt und zu noch mehr Geld gemacht werden koennen. Das
hat zu einer enormen Verzerrung gefuehrt. Das Finanzkapital ist
weitgehend selbstreferentiell geworden und hat quasi-autonome
Kreislaeufe erfunden, die in gewisser Weise unabhaengig vom
restlichen oekonomischen System sind. Trotzdem muss man betonen,
dass die industrielle Produktion von Bedeutung ist, nicht nur weil
wir alle immer noch konsumieren, weil wir alle immer noch Kleidung
kaufen, Autos und Moebel, sondern auch weil die industrielle
Produktion einer der Wege ist, um eine Geld-Liquiditaet in das
System einzubringen.

Ich moechte noch einmal darauf zurueckkommen, wie die Veraenderungen
in der Weltwirtschaft die Geographie der Staedte veraendert haben.
Auffaellig sind auf den ersten Blick die Konzernzentralen, der
postmoderne Tempelbau der multinationalen Konzerne, dessen Skyline
manchen urbanen Horizont ziert. La D=8Efense in Paris ist eines der
bekanntesten Beispiele fuer die Konzentration repraesentativer
Firmenbueros. Was denken Sie ueber die neuen architektonischen
Manifestationen der Konzerne in den Staedten, vor allem in den
sogenannten Edge Cities?

Ich wuerde sagen, La D=E9fense ist keine Edge City im klassischen
Sinne. La D=E9fense liegt vor den Toren der Stadt, weil die Pariser
Innenstadt soviel Wert als Museum, als Sitz fuer Botschaften und
Upper class-Wohnungen besitzt, dass niemand eine bebaute Flaeche
abreissen moechte, um Platz fuer einen Komplex von
State-of-the-art-Konzernzentralen und Buerohaeusern zu schaffen.
Denn das ist die Intention von La D=E9fense: State-of-the-art-Bueros
bauen. In New York, wo der Markt staerker die Stadtplanung bestimmt,
haette man vielleicht ein Gebiet abgerissen, aber nicht in Paris.
Hier, wo man in den spaeten 80ern auf der tabula rasa des Stadtrands
einen Buerokomplex aus dem Boden gestampft hat, ist es interessant
zu sehen, dass eine konzentrierte Bebauung gewaehlt worden ist. Und
das zu einer Zeit, in der Zugang zu allen fortgeschrittenen
Telekommunikationstechniken bestand. Das zeigt, dass eine raeumliche
Konzentration von State-of-the-art-Bueros auch dann fortbesteht,
wenn diese Gebaeude digital vernetzt sind, und es billiger waere,
sie ueber die Region verstreut zu bauen. An dieser Stelle moechte
ich hinzufuegen, dass die Geschichte der oekonomischen
Globalisierung nicht nur dahingehend korrigiert werden muss, dass
wir ganz im Gegensatz zur neoliberalen Ideologie des freien Marktes
eine enorme Konzentration der Management- und Kontrollfunktionen
beobachten koennen, sondern dass wir auch einer Geschichte
raeumlicher und architektonischer Machtmanifestation begegnen. Macht
hat einen raeumlichen Aspekt. Was wir im Moment in der Frankfurter
Innenstadt sehen, in der Zuercher Innenstadt, an der Wallstreet, in
der City of London und genauso natuerlich in den Docklands ist eine
urbane Repraesentation von Macht. Deshalb diese enorme raeumliche
Konzentration von Konzernzentralen und Dienstleistungsunternehmen.

Was ist eine Edge City? Welche neue Form urbaner Zentralitaet
repraesentiert eine Edge City?

Eine der Veraenderungen, die die Telekommunikationsindustrien
ermoeglicht haben, ist eine neue Form der Zentralitaet. Sie
unterscheidet sich von der dichten Bebauung in den Innenstaedten
oder von La D=E9fense. Es ist wichtig, das im Kontext von Edge Cities
zu begreifen. Wir begegnen hier einer Zentralitaet, die ein Gitter,
ein Netzwerk ueber eine weite metropolitane Ebene darstellt. Jedes
Buero, jedes Unterneh-men ist ein Knotenpunkt, der mit dem naechsten
digital vernetzt ist. Dieses metropolitane Netzwerk von
Dienstleistungsunternehmen und Produktionsanlagen in der Naehe einer
grossen Stadt muss man strikt von dem Prozess der Suburbanisierung
und Zersiedlung der 60er und 70er Jahre unterscheiden. Der Begriff
der Edge City ist ein bisschen unscharf definiert, weil er den
Unterschied zu einem konventionellen Industriepark auf der gruenen
Wiese nicht richtig deutlich machen kann. Vielleicht koennte man
sagen, die Edge City ist ein Gitter von Dienstleistungs-, High- und
Bio-Tech-Unternehmen in der Naehe einer grossen Stadt, das mit
dieser digital verbunden ist. Auch das Konzept der Global City
impliziert, dass es inzwischen Computerverbindungen zwischen vielen
Konzernen gibt. Man kann zwar sagen, New York, Tokio und London sind
Global Cities und damit neben den Nationalstaaten neue Akteure im
Weltwirtschaftssystem, aber genauso muss man hinzufuegen, dass es
nicht E I N E Global City gibt, so wie es frueher eine Hauptstadt
eines Empires gab, sondern dass eine Global City die Funktion eines
Netzwerks von Staedten hat.

Waehrend die Staedte auf der einen Seite Schauplaetze des
architektonischen Repraesentationsspektakels grosser Konzerne sind,
waehrend sie als Standort fuer gehobene Konsumtion, Lifestyle und
das gewisse Etwas eines designten Lebens wiederentdeckt werden,
steigt auf der anderen Seite die neue Armut. Es bildet sich ein
neues Dienstleistungsproletariat, eine neue technologische
Unterschicht.

Die Struktur der angebotenen Arbeitsplaetze und Jobs hat sich stark
veraendert. Die Trends dieser Veraenderungen sind schon oft
beschrieben worden und haengen mit der Globalisierung und erneuten
Internationalisierung der Oekonomie zusammen, mit der Gewerkschaften
geschwaecht, Loehne gesenkt und Arbeitsplaetze ausgelagert oder
rationalisiert wurden. Die Folge ist, dass einige Dienstleistungs-
und Buerojobs inzwischen viel schlechter bezahlt werden. Auf der
anderen Seite treffen wir in Global Cities auf eine Schicht hoch
spezialisierter professioneller Dienstleister. Hier ist
Globalisierung einmal kein leeres Schlagwort, weil dieser Prozess
die Komplexitaet der Dienstleistungsangebote in der Tat drastisch
erhoeht hat. Wir haben ja schon ganz zu Anfang ueber die
verschiedenen Rechnungspruefungs- und Steuersysteme gesprochen, die
in internationalen Geschaeftsbeziehungen verhandelt werden muessen.
In einigen Staedten etabliert sich also eine Schicht der Top 20%.
Sie bekommen Spitzengehaelter. Sie sind jung und entsprechen nicht
der traditionellen Mittelklasse, die altmodisch, diskret und sparsam
war. Sie erhoehen die Nachfrage nach schicken Restaurants und
Boutiquen. Sie erhoehen die Immobilienpreise und die Preise der
Konsumtion. Sie sind der Resonanzboden dafuer, dass alles zu Design
gemacht wird: Designer-Essen, Designer-Kleidung, Designer-Moebel,
Designer-Hunde. Diese Enklave der hohen Preise und hohen Loehne in
der Stadt hat viele Auswirkungen auf andere Bereiche. Und eine ganze
Reihe dieser Auswirkungen sind ideologischer Art, zeitigen aber
widerum ganz reale Konsequenzen wie die hohen Mietniveaus. In vielen
Staedten wiederholt sich gerade die gleiche Geschichte. Der rasante
Markt der hohen Preise fuehrt zu einer Vernachlaessigung der
Wohnungspolitik fuer die breite Masse der Bevoelkerung. Ideologisch
betrachtet, erleben wir eine Ueberbewertung der
unternehmensorientierten Dienstleistungen und eine Unterbewertung,
ja Unsichtbarkeit von Jobs und Arbeiten, die nichts mit
spezialisierten Dienstleistungen zu tun haben. Dahinter steht die
Haltung: Ach, diese Leute und diese Jobs sind weder wichtig, noch
interessant. Wir koennen im Moment eine deutliche Dualisierung des
Dienstleistungssektors erkennen. Er macht inzwischen 70 Prozent der
Arbeitsplaetze in den hoch entwickelten Staaten aus, er ist also ein
zentraler Teil der Oekonomie. Oben haben wir die Top 20 % aus dem
exportorientierten, unternehmensorientierten
Dienstleistungsbereich. Und unten das stark anwachsende
Dienstleistungsproletariat, NiedriglohnarbeiterInnen in
Billiglaeden, Restaurants, Copy Shops, in der Tourismusbranche. Sie
sind die neuen Unsichtbaren und Marginalisierten. Zu ihnen gehoeren
auch die Leute, die - bei Subunternehmen angestellt - in den
Konzernzentralen und State-of-the-art-Bueros arbeiten, aber
typischerweise nicht zum unternehmerischen Wirtschaftssektor
gezaehlt werden: SekretaerInnen und Reinigungskraefte, Spediteure,
die die Software liefern; TechnikerInnen und ReperaturarbeiterInnen,
die ganze Bandbreite von Jobs, die mit der Instandhaltung und
Renovierung der Gebaeude zu tun haben.

Saskia Sassen lehrt Urban Planning an der Columbia University in New
York. Sie hat zahlreiche Texte zu Stadttheorie, Urbanismus und
internationaler Oekonomie veroeffentlicht, zuletzt bei Fischer
"Migranten, Siedler, Fluechtlinge. Von der Massenauswanderung zur
Festung Europa."

aus "dritte hilfe"
http://www.blackbox.at/moderne-welt/3urban.htm
'Hysterieblatt fuer die absteigenden Mittelschichten' Sommer 1997=20
republished with permission

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